Felix Klinkenberg verstarb am 01.01.2022.
Diese Webseite wird in Gedenken auf dem letzten Stand vom 12.10.2010 belassen.
Es gibt keine Ersatzteile und keinen Reparatur-Service für Produkte der Vernissage Laboratorium oder andere Produkte, die Herr Klinkenberg in den letzten Jahren produziert hat.
Wenn das Kind im jüngsten Alter schon anfängt, mit Drähten, Birnchen und Batterien zu spielen, um dann, etwas älter geworden, mit alten Radios und Lautsprechern zu experimentieren beginnt…
Ein Versuch, den Knaben zu einer Ausbildung bei seinem Onkel, einem alten Bauhaus Architekten, zu motivieren, scheitert. Zumindest verinnerlichte ich in dieser Zeit die Philosophie, die dem Bauhaus zu Grunde lag und besuchte mit ihm meine ersten Konzerte klassischer Musik. (bei Wagner Aufführungen die Honoratioren selig schlafend … beim fortissimo schreckten sie dann auf…). Der Familien-Rat beschloss, der Junge muss was mit Elektrik machen.
Also absolvierte ich eine Elektrikerlehre. Zu dieser Zeit wollten Freunde aus der Klicke eine Rock-Band gründen. Jeder sollte ein Instrument übernehmen. Bei mir waren alle der Meinung, ich solle die Keyboards spielen, zumal ich die dafür benötigten Barmittel aufbringen konnte. Ich entschied mich jedoch dafür, den Technikpart mit einer PA und dem Mixing zu übernehmen. Ein Freund von mir aus der Berufsschule war von der Idee auch begeistert und so machten wir die Technik und das Management für die Band. Sie nannte sich New Sekt und taufte sich später in Alma Ata um. Danach wurde ich Gründungsmitglied einer der ersten Kommunen in Duisburg. Bei fast allen Konzerten oder Open Airs mit progressiver Musik in ganz Europa war ich mit dabei.
Mit einem Telefunken Mr. Hit (Stereo) und dem damals hochwertigen Shit erlebte ich Musik in einer besonderen Auflösung und Intensität. Nach diesem Impuls suchte ich nach Möglichkeiten, dieses Erleben auf technischem Wege zu realisieren.
In meinem Beruf als Elektroniker, beim Westdeutschen Rundfunk (WDR) war ich wieder mit Musikaufnahme und deren Wiedergabe konfrontiert. Dort arbeitete ich mit dem Studio- Equipment von AEG Telefunken, AKG, Altec Lansing, Bayer Dynamik, EMT-Thorens, Klein&Hummel, Neumann, Nagra, Studer- Revox, Shure und Stellavox.
Danach war ich bei der Firma Siemens angestellt. Schnell reichte ich Verbesserungsvorschläge ein, die allerdings nicht zur Kenntnis genommen wurden. So musste ich Hierarchien im Konzern überspringen und mich direkt an den Leiter der Niederlassung Essen wenden. Nach Annahme meiner Vorschläge, bekam ich von Ihm den guten Rat, ich solle doch ein Studium aufnehmen.
In Köln begann ich ein Studium der Elektrotechnik und hatte das Glück, auf einen Dozenten zu treffen, der vorher Forschungsleiter bei Rhode&Schwarz war und sich offensichtlich der Ignoranz der Kaufleute nicht weiter aussetzen wollte. Sein wichtigster Lehrsatz brannte sich mir förmlich ein:
„Vertraut nie wissenschaftlichen Lehrmeinungen. Überzeugt euch selber, ob sie denn unter allen Parametern Gültigkeit haben.“
Nach meinem Abschluss kam ich zurück nach Duisburg. Bei den ersten Stellenanzeigen fand ich eine interessante Annonce: Suche Geschäftsführer zum Aufbau eines HiFi-Studios. Beim Vorstellungsgespräch berichtete der Besitzer, dass er mit einem Branchenkenner, der selbst ein HiFi-Studio besessen hatte, in Verhandlung stehen würde und sie so gut wie einig wären. Seine Augen irrten beim Gespräch immer wieder zu meiner Mappe, die ich vor mir auf dem Tisch liegen hatte. Zum Ende des Gesprächs fragte er nun doch, was es wohl mit der Mappe auf sich hätte. Daraufhin sagte ich ihm, das wäre das Konzept für sein HiFi-Studio. Nachdem er die Mappe durchgesehen hatte, fragte er, wann ich denn anfangen könne. Meine Antwort: sofort.
Das Konzept setzte auf die Zusammenstellung von drei Ketten. Eine Kette im unteren, eine im mittleren und eine im hohen Preissegment, die ich nach qualitativen Kriterien zusammenstellen wollte. Die einzelnen Komponenten sollten so ausgewählt werden, dass sie auch Ketten-übergreifend eingesetzt werden konnten.
So fuhr ich zu meiner ersten Funkausstellung nach Berlin. Die Aussteller reagierten recht verwundert, dass ich die Komponenten nicht nur in der üblichen Zusammenstellung und dann auch noch hören wollte. In dieser Zeit befasste ich mich intensiv mit den Komponenten von Acoustic Research, AKG, ASC, B&O, Empire, Harman Kardon, Nakamichi, Pioneer, SAE, Toshiba, von diesen Herstellern wählte ich die brauchbaren Komponenten für meine Musik-Wiedergabe-Ketten aus.
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Um den Menschen ein Erleben von Musik nahe zu bringen, veranstalteten wir die ersten Hausmessen in der Duisburger Mercatorhalle.
Während meiner intensiven Arbeit an der Wiedergabetechnik erkannte ich, dass viele Hersteller (alle?) grundsätzliche, physikalische Gesetze nicht berücksichtigten.
Ein Beispiel: die damals von allen benutzten dünnen Lautsprecher Käbelchen erfüllten nicht die Anforderungen, die ich an ein Lautsprecherkabel stellte. Also suchte ich mir einen Hersteller, der die erforderlichen Kabel fertigen konnte. Von den Leonischen Kabelwerken erhielt ich ein Einzel-Litzkabel mit einem Querschnitt von 4 mm. Damit war ich in der Lage, für meine Kunden eine bessere Musikwiedergabe zu realisieren. Meine Kunden berichteten von Kommentaren vieler HiFi-Gurus: Was soll dieser Blödsinn, in der Wand zur Steckdose sind ehe nur 1,5 mm verlegt!
Einer dieser Kunden war Rolf Gemein. Nach einigen intensiven Beratungen und Vorführungen und dem kontinuierlichen Aufbau seiner Hifi-Anlage, reifte die Idee heran, dass man zusammen was auf die Beine stellen sollte. Wir, das waren Rolf Gemein, Peter Bode (ein Angestellter in dem HiFi-Studio) und ich. Durch einen glücklichen Zufall konnte ich in das Pachtverhältnis eines Kunden einsteigen, weil dieser einen Ortswechsel nicht vermeiden konnte. Mit der Beschäftigung an den Kundenanlagen und der Arbeit mit Geräten aller Qualitätsklassen, wurde mir schnell deutlich, wo der größte Schwachpunkt aller Anlagen war: beim Endverstärker. Im Laufe der Arbeit kristallisierten sich die Verstärker mit Class A-Technik, als am ehesten Ziel-führend heraus: die Endverstärker von Mark Levinson, die von Stax und natürlich die M22 von Pioneer. Die Haupt-Schwachstelle dieser Geräte war eine zu geringe Nennleistung. Damit konnten sie die Leistung-fressenden Lautsprecher nicht adäquat ansteuern. So begannen die Gespräche mit Firmen, die eventuell Teile zum Aufbau einer neuen Endstufe, der Kraft 100, liefern könnten. Für das Grundgehäuse kam nur ein Material infrage, bei dem man keine magnetischen Verzerrungen befürchten musste. Also nahm ich Kontakt mit dem größten Gehäusehersteller, der Firma Knürr auf. Mit einem Kundendienst-Ingenieur wurde das Grundgehäuse konzipiert.
Nun standen wir vor dem größten Problem: Einen Kühlkörper der Leistungsklasse, wie er für die Kraft benötigt wurde, gab es auf der ganzen Welt nicht. Nach Sondierung mehrerer Firmen, fand sich mit der Firma Austerlitz eine, die bereit war, einen Kühlkörper dieser Leistungsklasse zu entwickeln. Wir betrieben mittlerweile ein Hifi-Studio in der Luisenstraße 28.
Die erste Kraft 100 war dann kurz vor der HiFi-Ausstellung 1980 in Düsseldorf fertig gestellt. Um einen Stand auf der Messe zu bekommen, war es schon zu spät. Was macht man in so einer Situation? Ich wusste, dass die Kraft ihre Vorteile am ehesten an einem allgemein als schwierig geltenden Lautsprecher ausspielen würde. Dabei fiel mir der Elektrostaten-Lautsprecher von Harold Beveridge auf. Er hatte den legendären Ruf, dass es bei höchstem Qualitätsniveau keine Endstufe mit genügend Leistung für sie gäbe, er aber bei zu viel (unkontrollierter!) Leistung zerstört würde. Bei einem Besuch der Vorführung fragte ich, ob sie sich eine noch bessere Wiedergabe ihres Elektrostaten vorstellen könnten und dass wir eine völlig neu konzipierte Endstufe im Auto hätten. Sie hörten sich die Kraft 100 an und führten bis zum Ende der Messe mit Ihr vor. Dort hörten einige Fachleute unsere Endstufe und damit fing die öffentliche Geschichte der Vernissage Laboratorium aus Duisburg an.
Der ich bis heute verpflichtet bin.